Neurofeedback hat sich mittlerweile bei einigen Störungen wie ADHS oder Epilepsie etabliert. Viele Studien belegen die Wirksamkeit der klassischen Protokolle (wie Beta-Theta oder SMR-Training). Die vorliegende Studie befasste sich mit eher “neueren” Neurofeedback-Techniken, welche von den Autoren natürlich begrüßt werden. Thema des Reviews war es allerdings zu überprüfen, ob diese regelmäßig als “besser” vermarkteten Verfahren auch wirklich besser sind. Konkret betrachte wurden 19-Kanal Z-Score Neurofeedack und 3-D LORETA Neurofeedback (mit oder ohne Z-Score) .
Die Methoden
Beim 19-Kanal Z-Score Training wird live ein Training über alle Oberflächenkanäle durchgeführt und mit einer QEEG Datenbank verglichen. Das Ziel ist es den Klienten in Richtung der Werte der “normalen”/gesunden Population zu trainieren. Beim LORETA-Training handelt es sich wiederum um eine Methode welche die dreidimensionale Herkunft der elektrischen Signale basierend auf einem Muster an Elektroden über den ganzen Kopf berechnet.
Von beiden Modi wurde behauptet, dass diese Zugänge bessere Ergebnisse liefern oder tiefere Quellen des EEG erreicht werden können als beim klassischen Neurofeedback.
Die Studie
Verschiedene Literaturdatenbanken wurden nach geeigneten Studien untersucht, wobei nur 6 Studien die Kriterien erfüllten. Zusammenfassend ließ sich sagen, dass die empirische Validation der Behauptung “besser” zu sein, schmerzlich zu vermissen war. Es gab keinerlei empirische Daten, welche zeigten, dass ein 19-kanaliges Z-Score Neurofeedback effektiv oder überlegen wäre. Für das LORETA-Neurofeedback waren qualitativ bessere Studien vorhanden und einige Hinweise auf eine Effektivität bei ADHS oder Tinnitus-Stress wurden gefunden. Doch diese Erkenntnisse müssten erst wiederholt, auf andere Populationen erweitert werden und stehen ebenfalls noch in der Beweispflicht “besser” zu sein.
Die Autoren geben an, dass die Erkenntnisse weiterhin den allgegenwärtigen Mangel an Evidenz für diese Ansätze aufzeigen und, dass nicht behauptet werden könne, dass diese neuen Protokolle klassischen Neurofeedback-Protokollen überlegen wären.
Quelle: Coben, R., Hammond, D. C., & Arns, M. (2019). 19 Channel Z-Score and LORETA Neurofeedback: Does the Evidence Support the Hype?. Applied psychophysiology and biofeedback, 44(1), 1-8.
Kommentar der BFA: Der Fokus unserer Neurofeedback-Ausbildung liegt auf dem wohl klassischsten Zugang zum Neurofeedback, dem Frequenzbandtraining. Auch wir wollen (und können) natürlich nicht behaupten, dass neuere Methoden ohne Wirkung oder “schlechter” wären, unserer Erfahrung nach ist das Frequenzbandtraining allerdings eine jahrzehntelang erforschte und erprobte Methode, welche auch den finanziellen Aufwand, sowie die Komplexität der Elektrodenplatzierung so gering wie möglich hält.
Generell nehmen wir gerade im Neurofeedback-Bereich wahr, dass hier das für viele oft komplexere Neurofeedback im Vergleich zum unaufwendigen einfachen Biofeedback genutzt wird. So ist bei manchen chronischen Schmerzstörungen z.B. wissenschaftlich sehr spannend, dass das EEG der Klienten von der gesunden Population abweicht. Doch bevor man diesen Zugang wählt, ist es meist wesentlich einfacher zuerst zu probieren evtl. verspannte Muskulatur mittels unkompliziertem und sehr direkt wirkendem EMG-Biofeedback zu entspannen.