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Tagebuch zur Biofeedback-Ausbildung

Als Mitarbeiter von Insight Instruments durfte ich von 11. – 16. Juli die Biofeedback-Intensivwoche der Europäischen Biofeedback-Akademie (BFA) besuchen. Diese Woche war eine Premiere, da sie die erste Ausbildungswoche war, welche am Campus des neuen Partners der BFA der Sigmund Freud Privat-Universität stattfand.

Um Ihnen einen umfangreichen Einblick in den Ablauf eines solchen Seminars zu geben, habe ich hierbei eine Art Tagebuch geschrieben und meine Erfahrungen festgehalten.

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Tag 1

Der erste Tag der Biofeedback-Ausbildung geht gleich ans Eingemachte. Die Geräte stehen bei der Ankunft schon am Tisch bereit und es könnte gleich losgelegt werden. Doch zu aller erst muss man natürlich mal die Grundlagen von Biofeedback verstehen. Diese werden zuerst anschaulich vermittelt und auch Grundlagen des bio-psychosozialen Krankheitsmodels werden besprochen. Dies dient dazu alle Teilnehmer auf denselben Stand zu bringen (nicht alle kommen aus dem psychologischen Bereich).

Dann geht es aber auch schon los und der Parade Biofeedback-Parameter der Hautleitwert wird vorgestellt und auch gleich in einer Biofeedback-Sitzung angewendet. Es sitzen jeweils 2-3 Personen bei einem Gerät. Jede Gruppe hat also ihr eigenes Gerät und es zeigt nicht nur der Vortragende vorne etwas vor, während man selbst stiller Teilhaber bleibt.

Der zweite Parameter der heute besprochen wurde ist die Temperatur, welche im Falle des verwendeten Gerätes von Insight Instruments mit demselben Sensor gemessen wird wie der Hautleitwert. Auch hierfür werden vorgefertigte Sitzungsvorlagen, die sogenannten Therapiebibliotheken verwendet. Dies dient dazu, um gleich in medias res gehen zu können und nicht wertvolle Übungszeit zu verschwenden. Die Praxis ist den meisten Teilnehmern schließlich das Wichtigste.

Der Tag endet mit Übungen zur Atmung, wohl einem der wichtigsten Biofeedback-Parameter. Nach diesen Übungen ist dann für heute Schluss, schließlich ist das Ganze ja doch sehr intensiv – darum heißt es ja Intensivwoche.Biofeedback-Ausbildung_3

Tag 2

Gestern hatten wir ja schon einige wichtige Biofeedback-Parameter kennen gelernt, heute waren noch 2 übrig. Einerseits gab es da den Puls, der sich in verschiedenen Formen in der Software Biolife zeigt. Diesen zu interpretieren, kann unter manchen Umständen schwierig sein, weshalb der Parameter sehr intensiv besprochen wurde.

Der zweite wichtige Parameter am heutigen Tag war die Muskelspannung. Dieser Parameter hat, ähnlich wie die Atmung, den Vorteil, dass man ihn sehr gut willkürlich kontrollieren kann. Einen Muskel über längere Zeit angespannt zu lassen, war dann aber doch gar nicht so leicht.

Bis auf einen Parameter (welcher später besprochen werden sollte) hatten wir mit dem heutigen Tag nun also alle wichtigen Parameter kennengelernt und waren damit bereit weiter zu machen.

Eine wichtige Rolle in den ersten beiden Tagen spielten auch die Reviews der Sitzungen, schließlich ist es direkt während der Sitzungen schwer möglich die langfristige Veränderung mitzuverfolgen. Mithilfe dieser Reviews konnten wir uns nach unseren Messungen ganz genau ansehen, wie sich die Parameter verändert hatten. Mittels Markern die wir während der Sitzung eingestellt hatten, konnten wir dann auch beobachten wie unser Körper auf willkürlich hervorgerufenen Stress (z.B Hyperventilation) reagiert.

Am Ende lernten wir auch noch wie man eigene Sitzungsvorlagen in einfachen Schritten erstellt. Zugegeben, es war nicht die komplexeste Vorlage, aber sie konnte sich durchaus sehen lassen.

Biofeedback-Ausbildung_12Tag 3

Heute ging es um etwas, dass wohl für alle Besucher des Seminars ganz besonders wichtig ist, nämlich um die Interpretation von Ergebnissen. Die grundlegende Handhabung der Software und das Anlegen von Sensoren aller Art saß ja nun schon ganz gut bei allen, aber wie genau interpretiert man ganze Diagnostik-Sitzungen?

Um das zu lernen wurden jeder Kleingruppe Diagnoseprofile von realen Patienten zugewiesen und diese wurden anschließend analysiert und in der Großgruppe vorgestellt und weiter besprochen.

Bei den gut gewählten Beispielsitzungen waren verschiedenste Profile dabei, von Patienten mit einer sehr guten Stressreaktion, über welche mit schlechten Entspannungsphasen, bis hin zu Personen, die sich auf den ersten Blick ganz gut entspannen konnten, aber bei genauerer Betrachtung ALLER Parameter noch eine sehr starke Stressreaktion zeigten.

Der heutige Tag war ziemlich intensiv, sollte uns aber gut auf morgen vorbereitet haben, wo wir unser eigenes Stressprofil betrachten dürfen.

Tag 4

Wie angekündigt durften wir heute unsere eigene Stressdiagnostik durchführen und ich wurde auch postwendend als Versuchskaninchen auserkoren. Dadurch hatte ich die Freude eine Minute des Kopfrechnens über mich ergehen lassen zu dürfen. Zum Glück durfte ich mich danach aber auch wieder erholen!

Sehr spannend war, dass ich mich zwar nicht so sehr gestresst gefühlt hatte, man aber die (doch vorhandene) Anstrengung im anschließenden Stressprofil sehr gut ablesen konnte. Dieser objektive Zugang ist einer der größten Vorteile von Biofeedback.

Abschließend wurden uns heute noch besondere Feedback-Modi vorgestellt. Da war einerseits das Vasokonstriktionstraining, in welchem man lernt seine Schläfenarterie willkürlich zu verengen. Diese Methode wird sehr erfolgreich bei Migräne angewandt. Die zweite besondere Technik war das Neurofeedback, also das Feedback von EEG-Kurven. Die Möglichkeit die Gehirnaktivität am

Bildschirm zu sehen, war natürlich schon sehr spannend und auch amüsant.

Mit diesen beiden Techniken endete dann der Tag und es ist auch schon Donnerstag, die Zeit vergeht hier sehr schnell.

Biofeedback-Ausbildung_2Tag 5

Chronische Schmerzen sind eine der am häufigsten mit Biofeedback behandelten Indikationen. Kein Wunder also, dass diesem Thema ein ganzer Tag gewidmet wurde. Großteils beschäftigten wir uns bei den Themen Rückenschmerz, Spannungskopfschmerz oder Bruxismus mit der Ableitung der Muskelspannung. Auch für die Anwender selbst (welche hoffentlich keine chronischen Schmerzpatienten sind) waren einige Augenöffner dabei. Schließlich kann so ein Muskeltraining ziemlich anstrengend sein.

Sehr spannend ist, dass man sehen konnte, wie Biofeedback den Effekt von Techniken wie der Progressiven Muskelentspannung deutlich am Schirm sichtbar machte. Nach dem stärkeren Anspannen sank der Wert unter das Ausgangsniveau. Dass das so funktioniert wussten wir natürlich alle, aber es auf einem Bildschirm bestätigt zu kommen ist natürlich super.

Am Abend fanden sich Organisatoren und einige Teilnehmer zu einem netten Abendessen zusammen. Die anderen lernten wohl ganz eifrig für ihre morgige Prüfung – sehr fleißig!

Tag 6

Auch wenn für viele der letzte Tag eher im Zeichen der Abschlussprüfung stand, war das Hauptthema doch ein viel spannenderes nämlich jenes der Herzratenvariabilität. Und trotz (klarerweise) langsam einsetzender Müdigkeit war das Interesse der Teilnehmer sehr groß, lassen sich mit HRV-Biofeedback doch eine Vielzahl an Störungsbildern behandeln. Diesen Tag muss man einfach selbst erleben, die HRV ist viel zu vielseitig um ihr hier in einem kurzen Bericht gerecht zu werden!

Die Prüfung selbst war dann ein würdiger Abschluss in welchem jeder Teilnehmer nochmals überprüfen konnte, wie fundiert nun das Biofeedback-Wissen nach der Intensivwoche war. Abschließend gab es noch Raum für Fragen und individuelle Übungen, so dass noch alle offenen Punkte geklärt werden konnten.

Fazit

Schon sehr lang beschäftige ich mich (als Mitarbeiter von Insight Instruments, logischerweise) mit der theoretischen Seite von Biofeedback und welchen Nutzen Anwender hier für Ihre Praxis ziehen können. Um auch die praktische Seite besser kennen zu lernen und um eine fundierte Aussage über den neuen Universitätslehrgang Biofeedback treffen zu können, entschied ich mich an der Biofeedback-Ausbildung der BFA und der SFU teilzunehmen.

Das war definitiv eine fantastische Idee. Die Ausbildung war informativ und praxisnah, was mir auch von mehreren Kollegen vor Ort so bestätigt wurde. Perfekt ist natürlich das Prozedere der fortlaufenden Betreuung über die Supervisionsstunden und den Abschlussbericht zur Zertifizierung. Ich kann den Universitätslehrgang Biofeedback also nur all jenen empfehlen, die planen Biofeedback verstärkt einzusetzen oder in ihr Repertoire aufzunehmen.

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