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Temperomandibuläre Störungen sind eine heterogene Erkrankungsgruppe welche sich durch orofaziale (den Mund und das Gesicht betreffende) Schmerzen und/oder oder Fehlfunktionen des Kauapparates auszeichnen. Die primären Symptome sind Schmerzen im Bereich des äußeren Ohrs, eine eingeschränkte Kieferfunktion, und Kaugeräusche.

Für Klienten die mit diesen Beschwerden Unterstützung suchen (ca. 3-5% der Bevölkerung) ist die Behandlung oft schwierig. Seit einiger Zeit werden auch biobehaviorale Behandlungsmethoden für die Behandlung dieser Störung untersucht und viele klinische Forscher unterstützen einen multidisziplinären Behandlungsansatz anstelle einer rein körperlichen Betrachtungsweise.
Kognitiv-Behaviorale Ansätze scheinen hier langfristig auch Vorteile gegenüber dentalen und pharmakologischen Ansätzen zu haben.

Die Studie
Die vorliegende Studie von Gardea et al. (2001) hatte das Ziel vier verschiedene Behandlungsbedingungen zu untersuchen.Die vier Gruppen waren:

  1. Eine Biofeedback-Gruppe (Entspannungstraining und 15 Minuten Temperatur und EMG-Biofeedback)
  2. Eine Gruppe mit kognitiv-behavioralem Skills-Training (Entspannungstraining, Ablenkungstechniken, Entwicklung eines Lebensplans, Informationen über Stress und seine Auswirkungen auf TMD, etc.. Grundlage war eine Adaption eines Programms für Depression)
  3. Eine Kombination der beiden Maßnahmen
  4. eine nicht behandelte Vergleichsgruppe

Die Kombinationsbedingung bestand aus einer Kombination aus Komponenten der Protokolle 1 und 2 und die Kontrollgruppe aus Klienten ohne Behandlung (die Autoren entschieden sich unter anderem aus ethischen Gründen gegen eine Placebo-Gruppe. Diese hätte wohl noch interessantere Ergebnisse hervorgebracht).

108 Klienten mit diagnostizierten TMD wurden randomisiert einer dieser Bedingungen zugeteilt. Nach 12 Sitzungen, sowie 1 Jahr danach wurden die Effekte in Bezug auf Schmerz, Einschränkungen und fehlerhafte Funktion (z.B beim Kauen oder Gähnen untersucht. In jeder Gruppe erhielten die Teilnehmer 12 Einzelsitzungen in der Dauer von ca. 1-2 Stunden.

Ergebnisse und Fazit
Wie erwartet zeigten sich alle 3 biobehavioralen Ansätze der nicht behandelten Kontrollgruppe überlegen. Spannend war dann natürlich der Vergleich zwischen den drei Ansätzen. Hier zeigte sich, dass in der kombinierten Gruppe aus Biofeedback und kognitiv behavioralen Ansätzen, welche sowohl physiologische Belange (durch Biofeedback) sowie psychosoziale Belange adressierte die größten Effekte auftraten. Bei alleiniger Anwendung nur einer der beiden Modalitäten waren die Ergebnisse nicht so eindeutig.

Nach Ansicht der Autoren zeigen diese Ergebnisse erneute den Wert einer biopsychosozialen Perspektive in der Behandlung von temperomandibulären Störungen. Die Kombination scheint also am besten alle biopsychosozialen Aspekte von TMD anzusprechen und den Klienten auf einer vollständigeren Ebene anzusprechen.

Ergänzung von uns:
Ganz generell unterstützt diese Studie die Datenlage, welche Biofeedback als sehr wirksames Instruments zur Behandlung von TMD aufweist. Einen umfassenden Bericht dazu finden Sie auch hier unter Biofeedback bei Bruxismus, Gesichtsschmerz und Temperomandibuläre Störungen.

Die Kombination mehrerer Zugänge spricht ebenfalls ein wichtiges Thema an. Oftmals stellen sich Anwender im Rahmen von Biofeedback die Frage, ob denn nun Biofeedback oder X besser sei? Wie in einem Bericht namens „Biofeedback und andere Entspannungstechniken“ berichtet wurde, ist die Antwort aber durchaus nicht selten: Beides. Biofeedback kann als Standalone-Therapie eingesetzt werden, aber auch andere bewährte Therapieformen unterstützen und deren Effektivität verbessern. Ein wesentlicher Faktor dürfte hier auch die Therapiemotivation sein. Während z.B klassische Entspannungstechniken oft abgebrochen werden, da sich die Effekte erst langsam einstellen kann Biofeedback hier behilflich sein, indem es selbst kleinste Erfolge rückmeldet und so zum Weitermachen motiviert

Grundstudie (einige Infos auch über Sekundärzitate aus dieser Studie)
Gardea, M. A., Gatchel, R. J., & Mishra, K. D. (2001). Long-term efficacy of biobehavioral treatment of temporomandibular disorders. Journal of Behavioral Medicine, 24(4), 341-359.