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Egal ob Mann oder Frau, auf manchen Ebenen können sich Beschwerden bei beiden Geschlechtern sehr ähnlich sein. Schließlich kann jeder Stress aufgrund von Überarbeitung oder Rückenschmerzen erleben.

Diese Gemeinsamkeiten enden allerdings bei geschlechtsspezifischen Beschwerden wie zum Beispiel bei Regelkrämpfen. Hier sind dann wohl eher nur die Frauen betroffen. Wegen solcher nur für ein Geschlecht relevanten Beschwerdebildern wurde dieser Artikel verfasst, es soll heute also um den Forschungsstand zur Behandlung von weiblichen Beschwerdebildern gehen.

Dysmenorrhea

Dysmenorrhea ist der Fachbegriff für Menstruationskrämpfe. Bei Jugendlichen handelt es sich um die häufigste gynäkologische Komplikation1.

Wie kann Biofeedback hier helfen?

In einer älteren Studie wurden EMG-Biofeedback und Temperatur-Biofeedback mit gleichzeitigem Autogenen Training bei Frauen mit Regelschmerzen angewandt. Es zeigten sich signifikanten Reduktionen in den subjektiven Einschätzungen der Symptome für beide Feedback-Methoden. Diese Effekte zeigten sich auch als langanhaltend2. Bezüglich des Vergleich der Wirksamkeit von EMG-Biofeedback (am Frontalis) und Temperatur-Feedback zeigte sich (neben einem allgemein hohen Behandlungseffekt), dass sich die beiden Behandlungsmethoden in ihrer Wirksamkeit nicht unterschieden3.

Da in der ersten genannten Studie Biofeedback und Autogenes Training angewandt wurden, wäre es natürlich spannend zu erfahren wie wirksam Biofeedback gegenüber einem normalen Entspannungstraining ist. Auch hiermit hat sich eine Studie beschäftigt (EMG-Biofeedback vs. Entspannungstraining vs. keine Behandlung) und festgestellt das die Probanden in der Biofeedback-Gruppe angaben, dass sich ihre Symptome verbessert hatten, während dies bei den anderen Gruppen nicht der Fall war4.

Und auch in einer Fallstudie konnte sich die Wirksamkeit der Verfahrens zeigen – eine Frau mit einer 18-jährigen Geschichte von Regelschmerzen konnte mittels Temperatur-Feedback und Autogenem Training ihren Schmerz und ihr Unwohlsein signifikant reduzieren5.

Zusammenfassend lässt sich hier sagen, dass sich Biofeedback zur Behandlung von Regelschmerzen als wirksam gezeigt hat. Vor Allem, das EMG-Biofeedback und Temperatur-Feedback wurden mit großem Erfolg angewandt.

Dyspareunie

Dyspareunie ist eine sexuelle Funktionsstörung und wird meist in Zusammenhang mit weiblichem Sexualschmerz erwähnt. weltweit geht man davon aus, dass zwischen 8% – 21% der Frauen zu einem Zeitpunkt Ihres Lebens von diesem BEschwerdebild betroffen sind6.

In einer Studie wurden mehrere Behandlungsmöglichkeiten bei der Dyspareunie betrachtet, eine kognitiv-verhaltenstherapeutische Gruppentherapie, eine Vestibulektomie (hier wird in einer Operation ein Teil der Scheidenumgebung entfernt) und eine Oberflächen-EMG Biofeedback-Behandlung. Nach Beendigung der Behandlung waren in allen Gruppen signifikante Verbesserungen der Schmerz-Symptomatik auffindbar. Die Vestibulektomie-Gruppe war hier zwar überlegen, aber 7 Frauen verweigerten diesen Eingriff und ganz generell kann man wohl davon ausgehen, dass für viele Patientinnen eine Operation ja nur ultima ratio ist. In allen Gruppen war auch eine Verbesserung der sexuellen Funktion ersichtlich7.

Leider konnten hier keine weiteren aufschlussreichen Studien gefunden werden, aber im Fazit zeigt sich, dass Biofeedback (in diesem Fall konkret das EMG-Biofeedback) eine wirksame Methode zur Behandung der Dyspareunie ist.

Eng verwandt mit der Dyspareunie ist der nicht-organische Vaginismus. Im DSM-5 werden diese beiden Störungen sogar gemeinsam unter dem Begriff Genito-Pelvine Schmerz-Penetrationsstörung geführt.

Beim Vaginismus ist es der Frau aufgrund einer unwillkürlichen Verkrampfung des Beckenbodens nicht möglich Vaginalverkehr (oder Untersuchungen, das Einführen von Gegenständen wie Tampons) zuzulassen. Eine Studie hat die Wirksamkeit von Biofeedback als ergänzende Behandlung zur Psychotherapie zur Behandlung von Vaginismus untersucht. Alle Teilnehmerinnen (Kritikpunkt: nur 5) schlossen das Programm ab und alle berichteten im Anschluss daran von erfolgreichem Geschlechtverkehr. Die Autoren schlussfolgern, dass Biofeedback eine effektive Unterstützung für das Erlernen von Muskelkontrolle sei, von den Patienten akzeptiert wird und die Erfolgsrate durch die Reduzierung von Ausstiegen aus dem Programm reduzieren kann8.

Beschwerden im Rahmen der Schwangerschaft

Gerade die Schwangerschaft ist eine Zeit großer Belastungen für viele Frauen. Biofeedback kann hier an vielen Stellen angewandt werden.

So erreichen Ängste in Bezug auf die Geburt gegen Ende der Schwangerschaft manchmal ein klinisch bedenkliches Niveau. Eine Studie untersuchte schwangere Frauen (welche kein erhöhtes Geburtsrisiko aufwiesen) unter anderem daraufhin, ob HRV-Biofeedback dabei helfen könne, die Ängste dieser Frauen zu reduzieren. Nach 3-4 Wochen zeigte sich, dass die Werte jener Frauen, welche das Biofeedback durchgeführt hatten signifikant reduziert waren (bei jenen, die dies nicht getan hatten, war dies nicht der Fall). Es wird geschlussfolgert, dass Biofeedback hier also effektiv die Angst vor der Geburt bei diesen Frauen lindern kann9.

Auch die Zeit direkt nach der Geburt kann schwierig sein. Eine Studie untersuchte die Effektivität von HRV-Biofeedback für die Reduktion von psychischem Stress in der frühen Postpartum-Periode. Nach einem Monat konnte eine signifikante Reduktion in einem postnatalen Depressionsscore gezeigt werden. Dies galt jedoch nur für die Gruppe, welche Biofeedback angewandt hatte, nicht für die Kontrollgruppe. Frauen, welche nach der Geburt HRV-Biofeedback angewandt hatten, zeigten einen Monat nach der Geburt vor Allem geringere Angstzustände und weniger Probleme beim Einschlafen. Die Autoren schließen, dass HRV-Biofeedback eine empfehlenswerte Maßnahme für viele Frauen in der Postpartum-Phase sei10.

Und noch eine weitere Studie zum Thema HRV und Schwangerschaft: eine Forschungsgruppe untersuchte den Effekt eines HRV-BF-Taining in der Behandlung von Angstzuständen einer perinatalen Depression. Auf allen genutzten Messinstrumenten zeigten sich signifikante Verbesserungen. Mehr als die Hälfte der Frauen bezeichnet die Biofeedback-Techniken als sehr oder extrem hilfreich und der Großteil der Frauen (über 80%) gab auch an die Techniken weiter zu verwenden11.

Vor Allem zum HRV-Biofeedback und Beschwerden in der Schwangerschaft existiert also eine sehr gute Datenlage. Das heißt nun nicht, dass nur diese Methode sinnvoll ist. So finden sich beispielsweise auch Studien über EMG-Biofeedback, welche zeigen, dass Biofeedback-Anwenderinnen über signifikant weniger Schmerzen bei der Geburt berichteten (bis zur, während und 24 Stunden nach der Geburt). Die Frauen hatten auch eine im Schnitt 2 Stunden kürzere Dauer des gesamten Geburtsvorgangs und nutzten 30% weniger Medikamente. Diese Ergebnisse legen nahe, dass auch EMG-Biofeedback ein wirksames Tool für Schwangerschaftsbeschwerden (hier: akuter Schmerz ist)12.

Weitere Beschwerden

Endometriose ist eine oft schmerzhafte chronische Erkrankung welche bei Frauen bei der Gebärmutterschleimhaut auftritt. Eine erste Studie hat untersucht wie Biofeedback (Temperatur-Feedback) hier behilflich sein kann. Auch wenn die Ergebnisse noch mit Vorsicht zu betrachten sind (keine Kontrollgruppe, geringe Samplegröße) zeigten sich positive Effekte wie Steigerung der Lebenskontrolle und Reduktion der Schmerzstärke13.

In Bezug auf HRV-Biofeedback wurde der Zusammenhang von niedriger Herzratenvariabilität und der sexuellen Erregung bei Frauen getestet. Es zeigte sich, dass Frauen mit unterdurchschnittlicher HRV signifikant häufiger angaben Probleme im Bereich der sexuellen Erregung beziehungsweise in der generellen Sexualfunktion zu haben. Eine niedrige HRV könnte für diese Punkte also einen Risikofaktor darstellen14.

Viele Frauen leiden auch unter verschiedensten Formen der Inkontinenz und auch hier kann Biofeedback behiflich sein. Eine Studie der Guangzhou Medical University fand hier zum Beispiel, dass ein Beckenbodentraining mit Biofeedbackunterstützung eine große Wirksamkeit bei Harninkontinenz bei Frauen nach der Geburt oder nach dem Eintritt in die Menopause darstellt15.

Fazit

Biofeedback ist eine wirksame Methode zur Unterstützung von Frauen bei vielerlei spezifischen Beschwerden. Vor Allem EMG-Biofeedback und Temperatur-Feedback werden in der Literatur angewandt. Neben den hier angesprochenen geschlechterspezifischen Beschwerden bietet sich Biofeedback natürlich auch für allgemeine Beschwerden der Gesamtbevölkerung wie Stress oder Schmerz an.

1. Harel Z. A Contemporary Approach to Dysmenorrhea in Adolescents. Pediatric Drugs. 2002;4(12):797-805. doi: 10.2165/00128072-200204120-00004
2. Balick L, Elfner L, May J, Moore J. Biofeedback treatment of dysmenorrhea. Biofeedback Self Regul. 1982;7(4):499-520. [PubMed]
3. Hart A, Mathisen K, Prater J. A comparison of skin temperature and EMG training for primary dysmenorrhea. Biofeedback Self Regul. 1981;6(3):367-373. [PubMed]
4. Bennink C, Hulst L, Benthem J. The effects of EMG biofeedback and relaxation training on primary dysmenorrhea. J Behav Med. 1982;5(3):329-341. [PubMed]
5. Dietvorst T, Osborne D. Biofeedback-assisted relaxation training for primary dysmenorrhea: a case study. Biofeedback Self Regul. 1978;3(3):301-305. [PubMed]
6. Latthe P, Latthe M, Say L, Gülmezoglu M, Khan K. WHO systematic review of prevalence of chronic pelvic pain: a neglected reproductive health morbidity. BMC Public Health. 2006;6:177. [PMC]
7. Bergeron S, Binik Y, Khalifé S, et al. A randomized comparison of group cognitive–behavioral therapy, surface electromyographic biofeedback, and vestibulectomy in the treatment of dyspareunia resulting from vulvar vestibulitis. Pain. 2001;91(3):297-306. [PubMed]
8. Barnes J, Bowman EP, Cullen J. Biofeedback as an adjunct to psychotherapy in the treatment of vaginismus. Biofeedback and Self-Regulation. 1984;9(3):281-289. doi: 10.1007/bf00998972

9. Narita, Y., Shinohara, H., & Kodama, H. (2018). Resting Heart Rate Variability and the Effects of Biofeedback Intervention in Women with Low-Risk Pregnancy and Prenatal Childbirth Fear. Applied psychophysiology and biofeedback, 1-9.

10. Kudo, N., Shinohara, H., & Kodama, H. (2014). Heart rate variability biofeedback intervention for reduction of psychological stress during the early postpartum period. Applied psychophysiology and biofeedback, 39(3-4), 203-211.

11. Beckham, A. J., Greene, T. B., & Meltzer-Brody, S. (2013). A pilot study of heart rate variability biofeedback therapy in the treatment of perinatal depression on a specialized perinatal psychiatry inpatient unit. Archives of women’s mental health, 16(1), 59-65

12.Duchene, P. (1989). Effects of biofeedback on childbirth pain. Journal of pain and symptom management, 4(3), 117-123.

13. Hawkins R, Hart A. The use of thermal biofeedback in the treatment of pain associated with endometriosis: preliminary findings. Appl Psychophysiol Biofeedback. 2003;28(4):279-289. [PubMed]
14. Stanton A, Lorenz T, Pulverman C, Meston C. Heart Rate Variability: A Risk Factor for Female Sexual Dysfunction. Appl Psychophysiol Biofeedback. 2015;40(3):229-237. [PubMed]
15. Liu J, Zeng J, Wang H, Zhou Y, Zeng C. [Effect of pelvic floor muscle training with biofeedback on stress urinary incontinence in postpartum and post-menopausal women]. Zhonghua Fu Chan Ke Za Zhi. 2014;49(10):754-757. [PubMed]